BLAUE LED/ROTE LED

  1. Blauer Flüchtiger Blick/ Rot­er Flüchtiger Blick= Antrieb ist ein einem USB-Anschluss während ver­schlossen einge­fügt wor­den. Die rote LED wird aufhören, zu blinken. Die blaue LED blinkt weit­er. Ent­fer­nen Sie Antrieb von Hafen und tra­gen Sie NADEL ein.
Beispiel aus: Böck­er, M. & Robers, R. (2015) Kun­den­doku­men­ta­tio­nen für Kon­sum- und Investi­tion­s­güter — Kri­tis­che Erfol­gs­fak­toren für Man­age­ment und Erstel­lung. Berlin, Beuth Ver­lag

OK, die Zeit­en, in denen Über­set­zun­gen wie die aus dem Beispiel zum Nor­mal­fall manch­er Bil­lig­pro­duk­te aus Asien gehörten, sind langsam vor­bei. Das liegt daran, dass sich die Qual­ität maschineller Über­set­zun­gen immer weit­er verbessert.

Ich selb­st habe noch Nor­mungs­doku­mente “von Hand” über­set­zt, d. h. 100% “mit Hirn­schmalz” und Wörter­buch. Das macht aber heute kein Men­sch mehr. Und bei den Stun­den­sätzen für Über­set­zer ist die maschinelle Rohüber­set­zung selb­stver­ständlich eingepreist.

Jed­er pro­fes­sionelle Über­set­zer hat sein eigenes bevorzugtes Tool zur Unter­stützung der Über­set­zung. Ich (kein pro­fes­sioneller Über­set­zer) nutze gerne DeepL, eine Lösung aus Deutsch­land, die sehr viele Sprachen abdeckt, einzelne Sätze und ganze Doku­mente über­set­zt, und als App mit Tas­tatur-Short­cuts eng in den Tex­ter­stel­lung­sprozess einge­bun­den wer­den kann.

Eine Rohüber­set­zung ist allerd­ings genau das: eine rohe Über­set­zung, die noch nach­bear­beit­et wer­den muss.

Schauen wir uns fol­gen­des Beispiel an. Hier der Text im englis­chen Orig­i­nal:

“WHAT? YOU MET HIROSHI X’s GHOST?” Mak­ing an exag­ger­at­ed face, Nonoko clamped her hand over her mouth and widened her eyes, her sil­ver eye­lash­es glis­ten­ing. “Get out of here”.

Qiu­fan Chen (2022). AI 2041: Ten Visions for Our Future

Dieser wurde über­set­zt mit:

“Was? Du bist Hiroshi X begeg­net?” Nonoko schlug eine Hand auf ihren Mund und riss die Augen weit auf, ihre sil­ber­nen Wim­pern glitzerten. “Ver­schwinde von hier!”

Qiu­fan Chen (2022). KI 2041: Zehn Zukun­ftsvi­sio­nen. Über­set­zung Thorsten Schmidt

Mal abge­se­hen davon, dass die Phrase “Mak­ing an exag­ger­at­ed face” in der Über­set­zung kom­plett unter­schla­gen wurde, ist die Über­set­zung von “Get out of here” mit “Ver­schwinde von hier” natür­lich kom­plet­ter Unsinn.

“Get out of here” ist im (amerikanis­chen) Englisch ein Aus­druck des Erstaunens oder der Ungläu­bigkeit, am Besten mit “Echt jet­zt?”, “Das gibt’s ja gar nicht!” oder, je nach Kon­text, mit “Ver­arsch mich nicht!” über­set­zt. Die wörtliche Über­set­zung mit “Ver­schwinde von hier” deutet auf das Pro­dukt ein­er automa­tis­chen Über­set­zung ohne Nachar­beit hin, was bei einem Buch über kün­stliche Intel­li­genz nicht ganz ohne Ironie ist.

Eben­falls prob­lema­tisch bei der deutschen Aus­gabe des Buch­es ist, dass munter gegen­dert wird, welch­es das englis­che Orig­i­nal nicht hergibt.

Als Leser muss ich mich darauf ver­lassen kön­nen, dass die Über­set­zung das aus­drückt, was der Autor im Orig­i­nal geschrieben hat. Ein Über­set­zer, der gen­dert, wo im Orig­i­nal z. B. ein gener­isches Maskulinum genutzt wird, “verbessert” wom­öglich auch andere Aus­sagen des Autors…

Der Work­flow ein­er maschi­nengestützten Über­set­zung muss die fol­gen­den Schritte umfassen:

  1. Maschi­nengestützte Rohüber­set­zung, wobei beim Tool auch die Domäne des Textes (Liebesro­man oder tech­nis­che Doku­men­ta­tion) selek­tiert sein sollte. Dann wird auch “Port” mit “Port” und nicht “Hafen” über­set­zt, s. o.
  2. Über­ar­beitung des Textes, um Arte­fak­te der maschinellen Über­set­zung zu kor­rigieren (siehe das “Get out of here” aus dem Beispiel).
  3. Qual­ität­sprü­fung, (ide­al­er­weise durch eine andere Per­son, die bei­der Sprachen mächtig ist) um weit­ere Fehler aufzus­püren.
  4. Abnahme durch den Auf­tragge­ber, dürfte in der Prax­is allerd­ings unre­al­is­tisch sein.

Also, alles nicht ganz so ein­fach in der schö­nen, neuen Welt 🙂