Der englische was?
Das Wort “Subjunctive” erinnert manchen an den französischen “Subjonctive”, einer Besonderheit romanischer Sprachen, die mal eben die eh schon umfangreichen Verbtabellen verdoppelt (“… que j’eusse su!”).
Und so etwas soll es im Englischen geben? Gibt es, ist nur nicht allen bekannt.
Es geht darum, dass in bestimmten Fällen der Infinitiv ohne “to” (also “be”, nicht “to be”) verwendet wird. Haben Sie noch nie gesehen?
Die folgenden Beispiele fallen in die Kategorie “Betonung der Wichtigkeit”:
a. It’s crucial that he be here by noon.
b. It’s vital that he arrive on time.
https://en.wikipedia.org/wiki/English_subjunctive
Daneben gibt es den “Mandative Subjunctive”, bei dem es um Anforderungen oder Aufforderungen geht:
a. I insist that he leave us alone.
b. We demand that it be done tomorrow.
c. It’s preferable that you not publish the story.
d. My recommendation is that they not be punished.
https://en.wikipedia.org/wiki/English_subjunctive
Hier zwei Sätze im direkten Vergleich:
a. I insist that Andrea be here.
b. I insist that Andrea is here.
https://en.wikipedia.org/wiki/English_subjunctive
Im ersten Satz (Verb im Subjunctive) bestehe ich darauf, dass Andrea da sein soll (sie ist noch nicht da, ich will aber, dass sie kommt).
Im zweiten Satz im Indikative bestehe ich darauf, dass Andrea (schon) da ist (egal, was andere behaupten mögen).
Weitere Fälle, in denen der Subjunctive erforderlich ist, sind Verben, die eine Notwendigkeit, einen Vorschlag oder eine unerlässliche Handlung beschreiben:
a. It is essential that she send the document today.
b. The salesclerk suggests that the woman buy the smaller size.
c. The school requires that the boy take the test.
https://en.wikipedia.org/wiki/English_subjunctive
Auch wenn Ihnen der Subjunctive noch nie aufgefallen ist, achten Sie mal darauf, Sie werden sich wundern, wie oft er benutzt wird.
UK vs. US Englisch
R.L. Trask beschreibt in “Why do languages change?” (2010 Cambridge University Press) einen Unterschied zwischen britischem und amerikanischem Englisch.
(1) Susie insists that they be locked up.
(2) Susie insists that they are locked up.
R. L. Trask Why do languages change? 2010 Cambridge University Press
Amerikaner würden mit (1) ausdrücken, dass jemand hinter Gitter gehört, während man mit (2) ausdrückt, dass man sicher ist, dass sie schon hinter Gittern sitzen (egal, was andere behaupten). Im gesprochenen britischen Englisch seien Konstruktionen wie (1) kaum zu hören.
Weitere Beispiele:
AmEng: I suggest that Susie take the job.
BrEng: I suggest that Susie takes the job.
AmEng: The report recommends that he be promoted.
BrEng: The report recommends that he is promoted.
AmEng: I suggested that Susie take the job.
BrEng: I suggested that Susie took the job.
AmEng: The report recommended that he be promoted.
BrEng: The report recommended that he was promoted.
R. L. Trask Why do languages change? 2010 Cambridge University Press
Trask räumt ein, dass der Subjunctive im britischen Englisch in formalen und “konservativen” Kontexten zu hören ist. Tatsächlich scheint der Subjunctive auch im Vereinigten Königreich wieder häufiger zu hören sein, wie vom Economist beobachtet:
It is often bemoaned in Britain that English is going to pieces—and Americans are generally to blame. Whether you call it decline or not, the moaners are on to something: America has indeed produced many of the innovations that have made their way into global (and British) English, for better or worse.
Bucking that trend is an intricate feature of old-fashioned English grammar that has not only survived in America but made a comeback in Britain, thanks to the unwitting preservation efforts of the Americans: the subjunctive. British commentators seem flummoxed by the unusual situation of Americans being more conservative than the mother country in this aspect of grammar.
https://www.economist.com/culture/2022/06/16/far-be-it-from-the-english-to-use-the-subjunctive
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